Großer Erfolg am Theater
Jürgen Thormann wurde am 12. Februar 1928 in Rostock geboren und wuchs in Güstrow auf. Im Zweiten Weltkrieg wurde Thormann 1944 noch aus der Schule heraus als Flakhelfer eingezogen und war bei Kriegsende im Arbeitsdienst, einer Art Vorausbildung zum Soldaten, bei einer Infanterieeinheit. Er hatte das Glück, dass diese Einheit nicht mehr in den Krieg eingriff. Nach kurzer englischer Kriegsgefangenschaft in Schleswig-Holstein, kehrte er in seine Heimat zurück und konnte direkt nach Kriegsende am Theater in Güstrow einsteigen, wo er trotz fehlender Schauspielausbildung und seinen erst 18 Jahren auch schon größere Rollen spielte, weil es zu dem Zeitpunkt einfach keine gestandenen Schauspieler vor Ort gab.
Später ging Thormann auf Anraten eines guten Freundes in den Westen, genauer gesagt nach Hamburg, wo zu dem Zeitpunkt schon seine Eltern lebten. Hier war an Theater erst einmal nicht zu denken. Thormann machte einen LKW-Führerschein und fuhr Brot für die Bäckerei Ohde aus. Das lief auch gut, doch dann bekam er die Chance auf einer Freiluftbühne am Hamburger Rothenbaum mitzuspielen. Dort sah ihn die Intendantin der Hamburger Kammerspiele Ida Ehre und engagierte ihn für ihr Theater. Nun war Thormann richtig am Theater angekommen. Später nahm er privaten Schauspielunterricht und spielte am Theater Bonn, am Theater Bremen, im Schauspielhaus Bochum und kam so 1962 schließlich ans Schillertheater in Berlin, wo er über 30 Jahre lang blieb. In Erinnerung blieb sein Auftritt als Musikkritiker an der Seite von Peter Ustinov in dem Stück "Beethovens Zehnte". Eine Aufführung des Stücks wurde 1988 für das Fernsehen aufgezeichnet und später auch auf DVD veröffentlicht. Später inszenierte Thormann als Regisseur auch selbst Theateraufführungen an verschiedenen Theatern, vor allem in Berlin.
Gastrollen in Fernsehfilmen und -serien
Obwohl er Zeit seines Lebens Theater gespielt hat, war er im Laufe der Jahrzehnte auch in einigen Fernsehfilmen und TV-Serien zu sehen, während ihm die große Kinokarriere versagt bliebt. Sein Debüt gab er 1960 im Fernsehfilm "Empfohlenes Haus". 1963 war er im ZDF-Dreiteiler "Der Fall Rohrbach" mit dabei und hatte später Gastauftritte u.a. in "Kommissariat 9", "Jakob und Adele", "Tatort", "Wolffs Revier", "Praxis Bülowbogen" und "SK-Babies", in der er in zwölf Episoden als Polizeipräsident Siedhoff zu sehen war.
Bekanntheit als Synchronsprecher
Dem breiten Publikum bekannt wurde Jürgen Thormann aber durch seine Stimme, denn seit Mitte/Ende der 50er-Jahre war Thormann auch als Synchronsprecher und später auch als Hörspiel- und Werbesprecher tätig. Ab 1966 war er die Stammstimme von Michael Caine, dem er bis 2023 treu blieb. Später kamen auch Max von Sydow (aber nicht in "Marschier oder stirb"), John Hurt und Peter O'Toole dazu. Später sprach er auch Ian McKellen als Magneto in den X-Men-Filmen und war auch der Sprecher von Mr. DNA, der in "Jurassic Park" die Wiederauferstehung der Dinosaurier erklärt. Im Jahr 2007 erhielt er, zusammen mit seinem Kollegen Rolf Schult, den Deutschen Preis für Synchron für sein Lebenswerk.
Im Spencer/Hill-Universum
Auch im Spencer/Hill-Universum hat Jürgen Thormann seine Spuren hinterlassen. Er war zwar nie auf einen unserer Helden selbst zu hören, doch bleibt seine Stimme auf Mario Pilar als Zweifinger-Joe in "Sie nannten ihn Plattfuß", Riccardo Pizzuti als die Natter in "Auch die Engel essen Bohnen" und vor allem auf Salvatore Borgese als Ninfus in "Zwei sind nicht zu bremsen" jedem Fan in bester Erinnerung. Darüber hinaus sprach er auch Kevin McCarthy als Drake in "Vier für ein Ave Maria", Jean Pierre Aumont als Monsignore Delgado in "Zwei Missionare" und Dominic Barto als Tom Ferramenti in "Plattfuß räumt auf". Im Jahr 2017 war er noch ein letztes Mal im Spencer/Hill-Universum zu hören. In der Synchronfassung von "Sie nannten ihn Spencer" sprach er noch einmal Mario Pilar.
Auftritte als Hörspielsprecher
Neben dem Synchron, was Thormann selbst als Nebenberuf bezeichnete, war er auch in vielen Hörspielen zu hören. Im Laufe der Jahre sprach er nicht nur viele Radiohörspiele für verschiedene Rundfunkanstalten der ARD, sondern hatte auch Gastauftritte in so ziemlich allen populären Hörspielserien wie z.B. "Ein Fall für TKKG", "Die drei ???", "Fünf Freunde", "Larry Brent", "He-Man", "Lady Bedfort" oder "Sherlock Holmes". Bis ins sehr hohe Alter bliebt er dem Hörspiel treu und las auch lange noch Hörbücher ein, z.B. "Die drei ??? und der Zauberspiegel", "In 80 Tagen um die Welt" oder "Geschichten von Paddington".
Jürgen Thormann starb im November 2024. Bis zu seinem Tod war er mit der Schauspielerin Uta Sax verheiratet, die schon 1960 in seinem Debütfilm "Empfohlenes Haus" an seiner Seite zu sehen war.
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