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Christian Heger: Das Krokodil und sein Nilpferd
Über Bud Spencer, Terence Hill und die populärste Prügelfreundschaft der Filmgeschichte
Bud Spencer: "Wenn du noch einmal meinen besten Freund verhaust, du..."
Terence Hill: "Ohne meinen Partner bin ich auch nur halb so gut!"
Über diesen Text
Diesen Text schrieb der Autor 1999 kurz nach dem Abitur. Die vorliegende Version wurde lediglich um Angaben zu den seither realisierten Filmen sowie einige Literaturhinweise ergänzt. Sie wird hiermit online verfügbar gemacht, in der Hoffnung, dass der kurze Abriss der Spencer/Hill-Historie gerade jugendlichen Lesern noch immer als Einführung in die Welt des sympathischen Duos dienen kann. Zehn Jahre später entstand daraus das Buch Die rechte und die linke Hand der Parodie: Bud Spencer, Terence Hill und ihre Filme (Marburg: Schüren-Verlag 2009, ISBN: 978-3-89472-664-5), das sich sehr viel eingehender mit dem Spencer/Hill-Kosmos auseinandersetzt und auf das Fans und Filmwissenschaftler an dieser Stelle gerne verwiesen seien.
Inhalt
Prolog: Ein klassischer Showdown
Ein rustikales Erfolgsrezept
Komik im Duo
Der Weg zum Film: Herkunft und Anfänge
Der Durchbruch im Comedy-Western
Erfolg in Serie
Filmische Standardelemente
Die Soloprojekte
Was bleibt? – Eine Bilanz
Prolog: Ein klassischer Showdown
Eine leere Lagerhalle im Hafengebiet, vollgeladen mit allerlei Plunder: Bananenkisten, Stühle, Tische, Konservendosen, Blechtonnen. Plötzlich öffnet sich das Tor und zwei Männer betreten die Halle, der eine dick und vollbärtig, der andere schlank, die Augen stahlblau.
Die Tür schließt sich. Die beiden schauen sich um, murmeln irgend etwas gelassen und auf einmal passiert es: Aus allen Ecken der Halle springen mit Baseballknüppeln und sonstigem Nahkampfgerät ausgerüstete Ganoven hervor, Dunkelmänner mit schwarzen Sonnenbrillen, gewalttätige und laut brüllende Chinesen und sonstige harte Burschen - mindestens zwanzig an der Zahl.
Langsam bewegen sie sich auf die beiden offenbar unbeeindruckten Männer zu und bauen sich vor ihnen auf. Schließlich ruft der Anführer der Bande mit breitem Grinsen im Gesicht: "Wir freuen uns, Sie hier bei uns begrüßen zu dürfen. Fühlen Sie sich wie zu Hause!" Dann gibt er das Zeichen zum Angriff.
Was nun folgt, ist längst Kult, ein Festival der Filmgeschichte: Ein wahnwitziger Kampf bricht aus. Unsere zwei Freunde wirbeln die ganze Bude durcheinander, und alles, was sie dazu brauchen, sind ihre bloßen Fäuste. Sofern sich die Gelegenheit allerdings bietet, machen sie auch vor sonstigen Prügel-Hilfsmitteln nicht halt. Alles, womit man draufhauen kann, wird gerne genommen - übrigens auch von der Gegenpartei (wenn auch dort mit weniger Erfolg).
Dabei wird das Geschehen untermalt von einem Soundtrack (zumeist beigesteuert von den kongenialen Komponisten Guido und Maurizio de Angelis alias "Oliver Onions"), der meist mit den einfachsten musikalischen Mitteln eines Synthesizer-Themas oder dergleichen mit ziemlicher Treffsicherheit die höchsten Effekte erzielt.
Schließlich, nach etwa fünf Minuten, ist die Balgerei beendet. Zwanzig Personen liegen, sich sämtliche Glieder haltend, am Boden. Einer unserer Freunde beugt sich über die jammernde Kreatur des Anführers, zieht ihn am Ohr hoch. Nachdem er mit einem Wimmern Namen und Aufenthaltsort seines Auftraggebers preisgegeben hat, wird er mit einem finalen Faustschlag endgültig schachmatt gesetzt. Während die Bösewichte sich immer noch stöhnend am Boden krümmen, verlassen die beiden Männer schließlich ruhigen Schrittes die Halle. Das Tor hinter ihnen bleibt offen. In der Ferne heulen Polizeisirenen.
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Ein rustikales Erfolgsrezept
Kennern der Filme von Bud Spencer und Terence Hill dürften Szenen wie die gerade geschilderte (allerdings frei erfundene) Episode sattsam bekannt sein: Siebzehn Filme haben die beiden Schauspieler in den letzten fünfundvierzig Jahren gemeinsam gedreht, von den frühen Italowestern wie Vier für ein Ave Maria Ende der sechziger, über die Polizei- und Agentenparodien der siebziger und achtziger bis hin zu Die Troublemaker, dem letzten gemeinsamen Filmprojekt Mitte der neunziger Jahre. Und aller Schwächen zum Trotz prägten sie das Erscheinungsbild des komischen Action-Genres maßgeblich, sehr zur Verwunderung vieler Kritiker. Gewiss, die vermeintlichen Mängel liegen auf der Hand: In ihrer Dramaturgie basieren die Spencer/Hill-Filme meist auf frei kombinierbaren Elementen wie Prügel- und Schussszenen, Saufgelagen, Verfolgungsjagden, Slapstick-Einlagen sowie auf diversen vorwitzigen Nonsensideen und -aktionen. Daneben präsentieren sie durchweg ein schablonenhaft vereinfachtes Figurenprofil, sind oft im Detail widersprüchlich, entbehren jeder differenzierenden Darstellung, bedienen sich zuweilen tiefsten Ordinär-Jargons (Zitat: "Mensch, ihr wart ja voll wie die Pisstöppe, und einer von euch hat auch wieder ins Auto gepinkelt.") und propagieren nicht zuletzt - so hat es den offenkundigen Anschein - die Gewalt als einziges Medium der Konfliktlösung. Und trotzdem oder gerade weil dem eben so ist, haben die Spencer/Hill-Filme ein Millionenpublikum gefunden, das sie sich auch in der x-ten Wiederholung mit Genuss anschaut, plötzlich aller Alltagssorgen beraubt. Oft sind es dabei nur minimale Gesichtsausdrücke, die Gelächter provozieren, bestimme Handlungen und Abläufe, die immer wiederkehren und deren Effektivität sich gerade dadurch potenziert. Ein besonders schöner Running-Gag gestaltet sich wie folgt: Bud Spencer gerät während einer Massenschlägerei immer und immer wieder an denselben Gegner, sei es ein großer Bärtiger oder ein kleiner Dicker. Nachdem dieser bei fortschreitender Vergrößerung der Prügelwaffen (Faust - Knüppel - Bank - Tisch etc. etc.) mit gleichbleibendem Misserfolg von hinten auf Spencer eingedroschen hat, dreht dieser sich schließlich mit einer unnachahmlichen Mimik (Zitat: "Hhmmmh…hrschschrrrrh!") zu seinem Angreifer um. Es folgt der legendäre, an Situationskomik kaum zu übertreffende finale Faustschlag auf den Kopf (auch unter dem Begriff "Taubenschlag" bekannt). Danach nimmt Spencer den kläglich Winselnden - in der Regel völlig konfus ob der Naturgewalt, die über ihn hereingebrochen - und schleift ihn solange mit sich, bis er schließlich gemeinsam mit seinem Kampf-Kumpan die Stätte der Verwüstung verlässt. Hills Kommentar folgt prompt: "Du hast da was, was nicht dir gehört!"
Großen Anteil am ungeheuren Erfolg dieser Filme in Deutschland hatte insbesondere auch der Berliner Dialogautor und Synchronregisseur Rainer Brandt, der in den sechziger Jahren für neuen Wind in der westdeutschen Übersetzungsbranche sorgte. Durch das gezielte Einflechten lockerer Sprüche in die Synchrondrehbücher machte Brandt zahlreiche zeitgenössische TV- und Kinoproduktionen oft erst zu massentauglichen Publikumsmagneten. Als frühes Bespiel für seine sprachschöpferische Methode kann die britische Kriminalserie Die Zwei mit Tony Curtis und Roger Moore (1971-72) gelten, die in erster Linie aufgrund der Brandtschen Synchronisation in Deutschland Kultstatus genießt. Später fand Brandt sein bevorzugtes Arbeitsgebiet im Italowestern, bei Filmen mit Louis de Funès und Jean-Paul Belmondo sowie nicht zuletzt bei der langen Reihe der Spencer/Hill-Produktionen1. In der Tat lassen sich die deutschen Synchronfassungen in der Regel nur sehr bedingt mit den Originalen vergleichen, da Brandt den Charakteren oft auch dann Worte in den Mund legte, wenn sie dem ursprünglichen Drehbuch zufolge hätten schweigen müssen. Nicht selten hat man ihm daher vorgeworfen, dem deutschen Publikum Filme und Serien mit sinnentstellter Handlung zu präsentieren. Kenner der italienischen Spencer/Hill-Originalversionen beklagen zudem den Verlust des ursprünglich subtilen Humors zugunsten oft derber Kalauer-Gags. Alles in allem ist es jedoch in nicht geringem Maße Brandt und seinen Mitarbeitern zu verdanken, dass sich die Filme der beiden Leinwandhelden in Deutschland zu so immensen Kassenknüllern entwickeln konnten. Ein Glücksfall war es dabei auch, dass fast alle Spencer/Hill-Filme von denselben Synchronsprechern bearbeitet wurden (Terence Hill von Thomas Danneberg, Bud Spencer von Wolfgang Hess), da sich so der identitätsstiftende Wiedererkennungseffekt des Duos verfestigte2.

1 - Ein kurzen Überblick über Brandts Arbeitsweise und beruflichen Werdegang findet sich bei Bräutigam, Thomas: Lexikon der Film- und Fernsehsynchronisation. Berlin 2001. S. 421f. Zur Methodik seiner Synchronisation am Beispiel von "Die Zwei" vgl. auch Keller, Harald: Kultserien und ihre Stars. Reinbek bei Hamburg 1999. S. 454-457.
2 - Kurzbiographien von Danneberg (geb. 1942) und Hess (geb. 1940) finden sich bei Bräutigam, Th.: a. a. O. S. 424f. bzw. 439f. Neben Hess liehen Spencer vor allem noch Arnold Marquis (1921-1990) und Martin Hirthe (1921-1981) ihre Stimme. In Thomas Bräutigams informationsreichem Buch - so sei noch angemerkt - findet sich auch eine Liste mit mehreren Spencer/Hill-Filmen, in denen die einzelnen Synchronsprecher jeweils aufgeführt werden.
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Komik im Duo
Während der langjährigen Zusammenarbeit haben sich bestimmte Grundzüge in den Persönlichkeiten der Filmcharaktere herausgebildet. Bud Spencer ist dabei auf den liebenswürdigen, gemütlichen und nicht selten etwas begriffsstutzigen Typ festgelegt. Schon bedingt durch sein äußeres Erscheinungsbild ist seine Figur einer Pfanne Bohnen und einem guten halben Dutzend Hamburger gegenüber nie abgeneigt. Im Allgemeinen verkörpert er tendenziell die materiell ausgerichtete Seite des Duos. Für ihn stehen in Aussicht gestelltes Geld (Zitat: "Un' was is' mit de Kohlen?") und Wertgegenstände stets im Mittelpunkt, fungieren als Antriebskraft und Motivationsgrundlage. Allzu gern hadert er dabei mit seinem Schicksal, grantelt an den Aktionen seines draufgängerischen Partners herum. Seine minimalistische, fast animalisch wirkende Artikulation hat Spencer dabei mehr und mehr zur Perfektion getrieben - unvergesslich das Zusammenschlagen der Hände über dem Gesicht (Zitat: "Hruohsch!").
Im Gegensatz dazu ist die Rolle Terence Hills im Wesentlichen idealistisch angelegt: Er ist es, der oft die Liebe schöner Frauen gewinnt, während sein beleibter Weggefährte viel eher Gefallen an Hähnchen und roten Bohnen findet. Kapital betrachtet der smarte Hill in seinen Filmen oft nur als Vorwand für ein Abenteuer, in dessen Verlauf er seinen Lohn nur allzu gerne in den Dienst der guten Sache stellt. Etwas missmutig, im tiefsten Inneren seines Herzens aber doch einverstanden, nimmt Spencer die meist schelmische Beichte Hills in einer obligatorischen Szene am Ende des Films zur Kenntnis: Das Geld ist futsch, die Mühen waren mal wieder umsonst! Bedingt durch eine geschickte Handlungskonstruktion besitzt die Bud-Spencer-Figur zu diesem Zeitpunkt zumeist keine reelle Möglichkeit mehr, in den Besitz der Prämie zu gelangen - und doch entscheidet er sich meist aus eigenem Entschluss für den wohltätigen Weg. Bei allem rauen Proletarismus haben sich beide ein großes Herz für die Kinder, die Alten, die Armen und Schwachen bewahrt3.
Der besondere Zauber dieses Teams resultiert aus dem Gestus des vorbehaltslosen Füreinander-Eintretens, des - wenn auch zuweilen genervten - Akzeptierens der Schwächen des anderen. Obgleich Hill fast immer (bewusst oder unbewusst) die Führungsrolle übernimmt, käme er ohne die besonders schlagkräftige Faust seines Freundes nie sehr weit. Eine vergleichbare, ähnlich gelungene und überdies auch äußerst erfolgreiche Formation findet sich ansonsten nur noch im Comic-Genre - in Gestalt der beiden Gallierfreunde Asterix und Obelix. Freilich setzt eine solche erzählerische Grundkonzeption die stete Zusammenarbeit beider Schauspieler voraus. Dieses unvermeidliche Schicksal teilen sich Spencer und Hill mit den anderen berühmten Komiker-Duos der Filmgeschichte, seien es nun Carl Schendstrøm und Harald Madsen alias Patt und Pattachon, Dean Martin und Jerry Lewis, Jack Lemmon und Walter Matthau oder die unvergessenen Laurel und Hardy, von denen sich Spencer und Hill nachweislich inspirieren ließen4.
"Im Grunde genommen", sinniert Terence Hill über das Erfolgsrezept der Spencer/Hill-Filme, "sind wir ja weder sonderlich lustig noch überaus originell. Lediglich die Situation, die wir erleben, ist komisch, fordert zum Lachen heraus. Wir vermitteln mit unserem Hang, im richtigen Moment das Falsche zu tun, dem Zuschauer eine Erinnerung an seine Kinderzeit. Man prügelt sich, um im gleichen Moment über die Prügel zu lachen, innerhalb eines Augenblicks verwandelt sich der Schmerz in Freudentränen. Ein weiterer Punkt ist der Abenteuer-Gedanke. In unseren modernen Gesellschaften kommt das Abenteuer nicht mehr vor, wir zeigen auf der Leinwand moderne Märchen. Nicht zuletzt dies macht die Faszination der Figuren aus"5.

3 - So urteilte die Zeitschrift "Cinema" beispielsweise über den Film "Das Krokodil und sein Nilpferd": "Die Quintessenz des Leinwandspektakels nämlich heißt: Die Reichen sind die Dummen. Diese Botschaft soll den Zuschauer mit einer Realität versöhnen, in der die Verhältnisse aber genau umgekehrt sind; die gesellschaftliche Wirklichkeit nämlich zeigt, dass letztendlich nicht der Reiche, sondern der Arme der Dumme ist. Bei allem Spaß am Kinoklamauk sollte man Rudolf Thomes kritisches Resümee der Bud Spencer-Filme nicht vergessen: ‚Die Reichen sind arme Schweine. Sie sind krank und leiden, weil sie nicht arbeiten müssen. Die Prügelfreundschaft zwischen Bud Spencer und Terence Hill ist so schön, dass man vergisst, dass kein Geld haben auch nicht glücklich macht'" (Das Krokodil und sein Nilpferd. Cinema 1 / 1980. S. 12-14. dort S. 14).
4 - "Es ist bekannt", schreibt Joe Hembus in seinem Western-Lexikon, "dass die Darsteller und ihr Autor-Regisseur ungezählte Stunden in Vorführräumen verbracht haben, um das Harmonieverhältnis einer Partnerschaft einer Partnerschaft zu studieren, bei dem man einander etwas einbrockt und trotzdem zu einer gemeinsamen Methodik der Destruktion kommt. Trinitàs positive Fehlleistungen sind denen von Mr. Laurel ebenbürtig, Bambinos Slowburn ist richtig, menschlich und funktionell wie der von Mr. Hardy" (Hembus, Joe: Das Western-Lexikon. 1567 Filme von 1894 bis heute. Erweiterte Neuausgabe von Benjamin Hembus. München 1995. S. 500f.). Terence Hill erklärte weiterhin wiederholt, für ihn verkörpere Jack Lemmon die Idealvorstellung eines Komödiendarstellers mit Tiefgang.
5 - Hill in Meier-Siem, Christoph / Timm, Thomas: Terence Hill: "…Das liegt an meiner Faulheit". In: Cinema 1 / 1980. S. 10f. dort S. 10.
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Der Weg zum Film: Herkunft und Anfänge
Bud Spencer
Bud Spencer wurde am 31. Oktober 1929 als Carlo Pedersoli in Neapel geboren. Am Fuße des Vesuv verlebte er als Fabrikantensohn eine recht unbeschwerte Kindheit. Als er elf Jahre alt war, verzog die Familie inmitten der Kriegswirren in die italienische Hauptstadt - ein Ortswechsel, von dem sich der Vater eine Verbesserung des Lebensunterhalts erhoffte. Nach dem Zweiten Weltkrieg schloss Carlo, der stets ein guter Schüler gewesen war, seine schulische Laufbahn mit dem Abitur ab und immatrikulierte sich zum 1. Oktober 1946 im Alter von gerade 16 Jahren an der Universität in Rom im Studienfach Chemie. In seiner Freizeit widmete er sich vor allem dem Schwimmsport, dem er schon als Grundschüler mit Eifer nachgegangen war. Ende der vierziger Jahre konnte er als Schwimmer bereits die ersten achtbaren Erfolge vorweisen. Zu einer Unterbrechung von Carlos akademischer und sportlicher Karriere kam es, als die Familie beschloss, dem Vater aus geschäftlichen Gründen für eine Zeit nach Südamerika zu folgen. In Brasilien und Argentinien half der junge Italiener seinen Eltern bei der Sicherung des Lebensunterhalts, arbeitete als Fließbandarbeiter, Bibliothekar und Konsulatssekretär. Daneben erwarb er eine Lehrlizenz für Portugiesisch und schrieb sich auch wieder an der Universität ein. Schließlich drängte ihn sein alter römischer Schwimmclub zur Wiederaufnahme seiner sportlichen Karriere. Carlo gab nach - und so kehrte die gesamte Familie in ihr Heimatland zurück. Ganz allerdings wollte Carlo seine akademische Ausbildung trotzdem nicht aufgeben. Da ihm das Chemiestudium insgesamt zu zeitaufwendig schien, sattelte er kurzerhand auf Jura um. Kurz vor dem Examen brach er letztlich aber auch diesen Studiengang ab6. Seine sportliche Laufbahn nahm ihn mehr und mehr in Anspruch und lastete ihn schließlich völlig aus. Carlo avancierte zu einem der führenden Schwimmer seines Landes. Im Laufe seiner Karriere holte er acht italienische Meistertitel im 100-Meter-Freistil. Er nahm an vier Europameisterschaften und zwei Olympischen Spielen (1952 in Helsinki, 1956 in Melbourne) teil und schaffte nebenbei den Sprung in die italienischen Wasserball-Nationalmannschaft. Dann, mit 27 Jahren, erfolgte die große Zäsur in Carlo Pedersolis Leben: Er brach alle Zelte hinter sich ab und verschwand für vier weitere Jahre in den Weiten Südamerikas. Neun Monate lang schuftete er dort als Vorarbeiter und half mit beim Bau der Panamerica, danach verdingte er sich weitere drei Jahre als Angestellter einer britischen Automobilfirma in Caracas. Als Gründe für seinen plötzlichen radikalen Ausstieg führte er im Nachhinein immer wieder seinen Überdruss am Starrummel an. "Sportlerkarrieren sind gnadenlos", erklärte er im Interview. "Es war klar, dass mich bald ein anderer schlagen würde. Und dann wär's vorbei gewesen mit dem Champion-Status. Ich konnte einfach nicht in Rom bleiben, bei meinen Eltern und dem bequemen Leben. Ich musste herausfinden, wer ich wirklich war - ein mutiger Mann oder ein Feigling? Wer weiß das schon, wenn er nur schwimmt und nebenbei Jura studiert?"7 Im Rückblick bezeichnete er seine Zeit in Südamerika wiederholt als eine Periode in seinem Leben, die er aufgrund der dort gesammelten Erfahrungen auf keinen Fall missen wolle. Anfang der sechziger Jahre kehrte er schließlich nach Italien zurück. Er heiratete seine Jugendfreundin Maria Amato und in den Jahren 1961, 1962 und 1971 wurden die drei Kinder Giuseppe, Christina und Diamante geboren. Eine Zeit lang verdiente er sein Geld als Komponist für Schlager- und Filmmusik und zog mit einer Gitarre durch etliche Clubs. Danach wechselte er in den Publicitybereich und eröffnete ein eigenes Büro als Fernsehproduzent. Neben einer Filmkarriere betätigte sich Carlo Pedersoli auch als Hobby-Erfinder8, Chef eines Lufttaxi-Unternehmens sowie als Textilfabrikant für eigens entworfene Kindermode. An die Universität kehrte er noch einmal im Jahr 1985 zurück, als er aus einer Laune heraus mit seiner Tochter wettete, früher seinen Abschluss zu machen als sie. Diesmal hieß das Studienfach Soziologie - doch der anvisierte Titel blieb abermals unerreicht.
Seine schauspielerische Laufbahn begann Carlo Pedersoli 1951 mit einer kleinen Rolle in Mervyn LeRoys oscarprämiertem Monumentalfilm Quo vadis, in dem er einen Leibwächter des wahnsinnigen Kaisers Nero (Peter Ustinov) spielte. In den fünfziger und sechziger Jahren wurde er aufgrund seiner imposanten körperlichen Erscheinung in mehreren Filmen als Statist unter Vertrag genommen. Seine eigentliche Schauspielkarriere begann aber erst Ende der sechziger Jahre im Genre des Italowesterns.

Terence Hill
Terence Hill - rund zehn Jahre jünger als sein Filmpartner - erblickte am 29. März 1939 in Venedig unter dem Geburtsnamen Mario Girotti das Licht der Welt. Als Kind verbrachte er einige Jahre in Lommatzsch bei Dresden, dem Heimatort seiner deutschen Mutter Hilde (geb. Thieme). Dort erlebte er auch die schweren Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg. Nach dem Krieg kehrte die Familie - zu ihr zählten noch die Brüder Oduardo und Piero - dann in Marios Geburtsland zurück. Ihr Weg führte sie zunächst nach Amelía, dem kleinen umbrischen Heimatdorf von Marios Vater Girolamo, später dann weiter nach Rom. Während des Trainings in seinem Schwimmclub "Lazio" traf der damals zwölfjährige Mario dort oft auf Carlo Pedersoli, den er aufgrund seiner Erfolge sehr bewunderte.
Seine erste Filmrolle spielte Mario Girotti im Alter von zwölf Jahren in Dino Risis Abenteuerfilm Das große Ferienabenteuer (1952), nachdem der Regieassistent des Films am Schwimmbecken auf den Jungen aufmerksam geworden war. Als Jugendlicher nahm Mario drei Jahre lang Schauspielunterricht am renommierten "Actor's Studio" in Rom. In der Folgezeit spielte er in zahlreichen Unterhaltungsfilmen und avancierte zu einem gefragten jungen Darsteller. Nebenbei begann er an der Universität Literatur und Philosophie zu studieren, brach aber vorzeitig ab. In den fünfziger Jahren wirkte der junge Nachwuchsmime dann in einigen ambitionierten Filmproduktionen mit, so beispielsweise in Lazzarella, dem erfolgreichsten italienischen Film des Jahres 1957, Die große blaue Straße mit Yves Montand oder Luchino Viscontis Der Leopard9. 1964 wurde er von Horst Wendlandt für die deutschen Karl-May-Verfilmungen Winnetou II und Unter Geiern engagiert, ein Jahr später für Der Ölprinz und Old Surehand. Unter seinem bürgerlichen Namen trat er eines der letzten Male in Harald Reinls zweiteiligem Monumentalfilm Die Nibelungen (1966/67) auf, in dem er den Part des jungen Burgunderkönigs Giselher übernahm. 1967 kehrte er nach dreijährigem Deutschland-Aufenthalt nach Italien zurück und stieg dort rasch zu einem der Stars des Italowesterns auf. Im Juli desselben Jahres heiratete er Lori Zwicklbauer, eine Amerikanerin deutscher Abstammung, die ihm zuvor einige Zeit Englischunterricht gegeben hatte. Nach der Geburt des gemeinsamen leiblichen Sohnes Jess (geb. 1969) adoptierten beide noch einen Waisenjungen namens Ross (geb. 1973), der im Januar 1990 auf tragische Weise bei einem Autounfall ums Leben kam.

6 - Das Gerücht, Carlo Pedersoli besitze den Titel eines Doktors der Rechte, hielt sich jahrelang in den biographischen Darstellungen. Erst im Alter bezog der Schauspieler explizit dazu Stellung und dementierte entsprechende Behauptungen.
7 - Spencer in Ebert, Michael / Kienle, Dela: Bitte ein Bud. Von unsren Kindheitshelden war Bud Spencer der stärkste - und der dickste. Das Neon-Interview. In: Neon 3/2004, 68-72, dort 70.
8 - Das Multi-Talent entwickelte so beispielsweise ein spezielles Konzept der Einweg-Zahnbürste sowie einen Spazierstock mit integriertem Stuhl und Tisch.
9 - Obgleich in mehreren Filmographien immer wieder die Behauptung auftaucht, auch Spencer habe in "Der Leopard" mitgewirkt, so wurde dies mittlerweile aus erster Hand dementiert.
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Der Durchbruch im Comedy-Western
Nachdem sowohl Pedersoli/Spencer als auch Girotti/Hill in kleinen Rollen bereits in Carlo Ludovico Bragaglias Monumentalfilm Hannibal (1959) mitgewirkt hatten, markierte der Italo-Western Gott vergibt… Django nie! (1967) den Anfang ihrer Partnerschaft als Hauptdarsteller. Das gemeinsame Casting war gleich in doppelter Weise ein Glücksfall: Pedersoli sprang als unausgebildeter Schauspiel-Laie kurzfristig ein, nachdem der Regisseur des Films, Giuseppe Colizzi, keinen geeigneten Darsteller für die Rolle eines hünenhaften Versicherungsagenten hatte finden können. Girotti hingegen ersetzte den für seinen Part vorgesehenen Darsteller Peter Martell alias Pietro Martellanza, der sich bei einer Auseinandersetzung mit seiner Freundin das Bein gebrochen hatte und somit für die Dreharbeiten nicht zur Verfügung stand. Da sich zur damaligen Zeit amerikanische Filme in Europa besser verkaufen ließen, wurde beiden Akteuren nahe gelegt, sich einen Künstlernamen zuzulegen. Aus einer Liste mit zwanzig Namen wählte Girotti "Terence Hill" aus, da ihm dieser Name gefiel und er die Anfangsinitialen seiner Mutter aufwies. Pedersolis Pseudonym hingegen lag seine Verehrung des amerikanischen Filmschauspielers Spencer Tracy (1900-1967) sowie der populären Biermarke "Budweiser" zugrunde10.
Titelheld von Gott vergibt… Django nie! ist der von Terence Hill verkörperte Revolverheld Cat Stevens (in der ersten deutschen Fassung Django genannt), der sich aus persönlichen Rachegründen an die Fersen des tot geglaubten Gauners Bill St. Antonio (Frank Wolff) heftet. Unverhoffte Unterstützung erhält er dabei von dem Versicherungsagenten Hutch Bessy (Spencer), der einen spektakulären Eisenbahnüberfall aufzuklären hat. Der Erfolg des Films an der Kinokasse bewog Colizzi, mit seinen beiden Hauptdarstellern noch zwei Fortsetzungen zu drehen.
Im Sequel Vier für ein Ave Maria (1968) spielen Hill und Spencer an der Seite von Eli Wallach, der in den Jahren zuvor vor allem durch Sergio Leones Film Zwei glorreiche Halunken (1966) bekannt wurde. Der gerissene Ganove Cacopoulos (Wallach) hat den beiden Freunden Cat und Hutch bei einem Überfall 300.000 Dollar geraubt - ein Schicksal, mit dem sich die beiden selbstverständlich nicht abfinden wollen. Sie verfolgen Cacopoulos kreuz und quer durch das Land. Nachdem sie ihn endlich aufgespürt haben, offenbart er, dass er das ganze Geld bereits im Casino von Fair City verspielt hat. Gemeinsam mit dem Zirkusartisten Thomas (Brock Peters) kommen die drei einem groß angelegten Betrug auf die Spur, denn das Rouletterad im Casino ist manipuliert - und der skrupellose Besitzer Drake (Kevin McCarthy), mit dem Cacopoulos noch eine alte Rechnung offen hat, wirtschaftet permanent in die eigene Tasche. In einem fulminanten Showdown prallen die Rivalen schließlich aufeinander.
In Hügel der blutigen Stiefel (1969), dem Abschluss der Trilogie, nehmen Hill und Spencer ihre Rollen als Stevens und Bessy dann zum letzten Male auf. Abermals fungieren sie als gerechtigkeitsliebendes Duo infernale, das diesmal unterdrückten Siedlern im Kampf gegen geldgierige Verbrecher zur Seite steht. Unterstützung erhalten sie dabei von Hutchs taubstummen Partner Baby Doll (Luca Montefiori alias George Eastman) und dem Zirkusartisten Tom (Woody Strode), der mit den Ganoven noch eine Blutschuld zu begleichen hat. Besonders gelungen ist das Schlussmotiv des Films, das Cat und Hutch gemeinsam der untergehenden Sonne entgegen reitend zeigt. Alle drei Filme wurden im Zuge der späteren Erfolge neu synchronisiert und kamen Ende der siebziger Jahre - teils unter neuem Titel - abermals in die deutschen Kinos. Die noch weitgehend konventionellen, gewaltreichen Plots wurden dabei durch Kürzungen entschärft und nachträglich mit oft deplatzierten Klamauk-Sprüchen versehen.
Nach den drei Colizzi-Western verhalf der ehemalige Kameramann E.B. Clucher alias Enzo Barboni Hill und Spencer endgültig zum schauspielerischen Durchbruch. In seinen beiden enorm erfolgreichen Westernparodien Die rechte und die linke Hand des Teufels (1970) und Vier Fäuste für ein Halleluja (1971) führte er die nihilistischen Standards des Italowesterns auf humorvolle Art und Weise ad absurdum und ersetzte die stilbildende, auf exzessiven Gewaltszenen fußende Lethargie des Genres durch spielerische Backpfeifenkonzerte und skurrile Running-Gags. Mit diesem neuartigen Erfolgsrezept gelang es ihm und seinen beiden Stars, actionreiche Filme zu drehen, die aber zugleich fernab jeder wirklichen Brutalität angesiedelt waren. In der Tat vermitteln die oft wiederkehrenden (und im Laufe der Zeit von Giorgio Ubaldi und seiner Stuntgruppe, den "Miracolosi", choreographisch perfektionierten) Prügelei-Szenen immer mehr den Eindruck des spielerischen Balgens denn eines blutrünstigen Gemetzels11. In Die rechte und die linke Hand des Teufels verkörpert Spencer den launigen Sheriff Bambino, der gemeinsam mit seinem ungeliebten Bruder Trinità (Hill), die Machenschaften eines skrupellosen Viehbarons (Farley Granger jr.) unterbindet und unterdrückten Siedlern im Kampf beisteht. Vier Fäuste für ein Halleluja bringt die beiden dann nochmals zusammen. Diesmal stehen sie - mehr oder minder freiwillig - für die Rechte gepeinigter Mexikaner und ausgenutzter Mönche ein. Beide Filme entwickelten sich innerhalb kürzester Zeit zu sensationellen Publikumserfolgen. Vier Fäuste für ein Halleluja avancierte sowohl in Deutschland als auch in Italien zum zuschauerstärksten Film der siebziger Jahre.
Das Erfolgsrezept blieb indessen der europäischen Filmindustrie nicht lange verborgen. Die Folge war, dass schon bald eine Reihe ungenierter Plagiate erschien. Bereits 1972 hatte Regisseur Richard Kearn alias Osvaldo Civirani in seinem Film Die Söhne der Dreieinigkeit so etwas wie eine Parodie der Parodie versucht und seine beiden Hauptdarsteller Franco Franchi und Ciccio Ingrassia auf den Pfaden der berühmten Vorbilder wandeln lassen. In den Jahren 1974/75 wurden dann die Streifen Vier Fäuste schlagen wieder zu und Vier Fäuste und ein heißer Ofen unter der Regie des italienischen B-Filmers Ferdinando Baldi produziert. Darin mimen die Hauptdarsteller Michael Coby (alias Coby) und Paul Smith (alias Len) fast in exakter Analogie zu Hill und Spencer ein Westernduo, das gehörig auf die Pauke (und seinen Kontrahenten auf den Deckel) haut. Sämtliche Charaktereigenschaften, Verhaltens- und Kommunikationsweisen bis hin zur Physiognomie der Schauspieler wurden fast detailgenau von den Vorbildern übernommen. Insbesondere Paul Smith sieht seinem Gegenpart Spencer auf verblüffende Weise ähnlich. Auch die deutschen Synchronstimmen sind identisch. 1975/76 verhalf Regisseur Giuliano Carmineo Coby und Smith mit Vier Fäuste - hart wie Diamanten und Toby und Butch - Wie zwei sanfte Engel zu zwei weiteren Auftritten, wobei auch bei der Besetzung der Nebenrollen wiederholt auf dasselbe Personal zurückgegriffen wurde.
Durchsetzen konnten sich diese platten Kopien jedoch nicht. Es fehlte einfach das Flair des Originals - und so blieben Coby, Smith und Konsorten ein nur kurzes Intermezzo des italienischen B-Films, während Hill und Spencer zu Top-Stars des europäischen Kinos aufstiegen. Als Hommage an seine Western-Erfolge mit dem komischen Doppel drehte Regisseur Enzo Barboni 1995 mit Trinity & Babyface - Vier Fäuste geh'n zum Teufel noch einmal einen ähnlich strukturierten Prügelwestern, in dem diesmal allerdings die Söhne von Trinità und Bambino, Trinity (Heath Kizzier) und Babyfabe (Keith Neubert) im Zentrum der Handlung standen.

10 - Über den Ursprung von Mario Girottis Künstlernamen wurden im Laufe der Zeit zahlreiche Legenden gestrickt. An einigen Stellen hieß es, der Vorname leite sich von dem antiken Komödiendichter Terenz ab, wohingegen der Schauspieler seinen Nachnamen schlicht von seiner Ehefrau Lori übernommen habe. Hill selbst erklärte solcherlei Gerüchte in späten Interviews jedoch lediglich als PR-Strategie; schließlich sei es Ende der sechziger Jahre noch gänzlich unüblich gewesen, dass ein Mann den Familiennamen seiner Ehefrau annahm. Auch Spencer verstrickte sich in zum Teil widersprüchlichen Herleitungen seines Pseudonyms. Mal erklärte er, den Vornamen hätten ihm die Amerikaner gegeben, mal übersetzte er ihn aus dem Englischen mit "Knospe" und "zarte Blüte", um dann schlicht sein Amüsement zu erklären, angesichts seiner eigenen Körperfülle einen solchen Namen zu tragen.
11 - Mit Terence Hill, erklärte Spencer, sei er sich darüber hinaus von Anfang an darüber einig gewesen, "Gewalt in unseren Filmen nur komisch und entlarvend darzustellen. Man durfte sie nicht ernst nehmen, denn unsere Abenteuer sind Unterhaltung für die ganze Familie" (Spencer in Manthey, Dirk [Hg.]: Bud Spencer. Sein Leben und seine Filme. Hamburg 1981. S. 46f.).
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Erfolg in Serie
Nach dem recht konventionellen Abenteuerfilm Freibeuter der Meere (1971), in dem sie in die Rollen der verfeindeten Piratenkapitäne Blacky und Skull schlüpften, gelang Spencer und Hill 1972 die endgültige Loslösung vom Western-Genre. Von nun an verlegte sich das Duo überwiegend auf Produktionen, deren Storylines meist in der zeitgenössischen Gegenwart angesiedelt waren. Auf Giuseppe Colizzis Abenteuerfilm Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle (1972), der die beiden als Bruchpiloten im Amazonas-Dschungel zeigt, folgte zwei Jahre später die hauptsächlich in Madrid gedrehte Komödie Zwei wie Pech und Schwefel, in deren Mittelpunkt ein roter Strandbuggy steht - und die Frage, wem er denn nun gehört. Denn dummerweise sind die passionierten Hobby-Rennfahrer Kid (Hill) und Ben (Spencer) zeitgleich über die Ziellinie gefahren und erhalten nun als Sieger zusammen den wendigen Kleinwagen als ersten Preis. Als der von den Helfern des Gangsterbosses (John Sharp) und seines durchgeknallten psychologischen Beraters (Donald Pleasence) mutwillig zu Schrott gefahren wird, reagieren Ben und Kid äußerst ungehalten und wirbeln die ganze Bande durcheinander. Dass der gemeinnützige Hintergrund der Geschichte dabei nicht zu kurz kommt, ist klar, und so bewahren die beiden Freunde nebenbei einen benachbarten Vergnügungspark vor der Schließung. Eines der Highlights des Films bildet die recht ausgiebig zelebrierte Chorszene, in der insbesondere Bens Gesangskünste die Nerven des anwesenden Star-Dirigenten äußerst strapazieren, während gleichzeitig ein distinguierter Berufskiller (Manuel de Blas) vergebens versucht, ihn vor den Gewehrlauf zu bekommen.
1974 feierte dann die erfolgreiche italienisch-französische Koproduktion Zwei Missionare um die beiden Ordensgeistlichen Pater Pedro (Spencer) und Pater G. (Hill) Premiere, die resolut gegen die ausbeuterischen Machenschaften des kolumbianischen Gouverneurs Gonzaga (Robert Loggia) vorgehen. Am Ende des Films planen sie im Urwald die Errichtung einer Schnapsbrennerei.
Nach dreijähriger Pause - die zu zahlreichen Gerüchten hinsichtlich möglicher Streitereien zwischen den Schauspielern Anlass gab - erschienen ab 1977 in regelmäßigen Abständen Zwei außer Rand und Band (1977), Zwei sind nicht zu bremsen (1978), Das Krokodil und sein Nilpferd (1979) und Zwei Asse trumpfen auf (1981), die die Erfolgsstory des Leinwand-Gespanns kontinuierlich fortschrieben.
In Zwei außer Rand und Band mimen Hill und Spencer die zufällig in die Polizeiausbildung geratenen Gelegenheitsarbeiter Matt Kirby und Wilbur Walsh, die im Laufe ihres Dienstes einen Mord aufklären, einen Rauschgiftring zerschlagen und einer asiatischen Familie den Lebensunterhalt sichern. Daneben erlösen sie einen an den Rollstuhl gefesselten Lokalbesitzer vor pöbelndem Diebesgesindel, legen sich mit Vize-Gouverneur und Staatsanwalt an und rufen eine Gang streitlustiger Rumtreiber zur Ordnung. Die außerordentliche Popularität dieses Films lässt sich leicht anhand der Tatsache belegen, dass er im Jahr 2000 im Rahmen einer großen deutschlandweiten Zuschauerbefragung nach dem besten Film aller Zeiten auf einem respektablen elften Platz landete.
Der nächste Film, Zwei sind nicht zu bremsen, kreist um die Auseinandersetzung zweier Halbbrüder - des Marineoffiziers Johnny (Hill) und Lkw-Fahrers Charlie Firpo (Spencer) - mit der Bande eines griechischen Glückspielganoven (Luciano Catenacci), dessen Dampfer in der finalen Schlägerei vollends demoliert wird. Diesmal ist es ein Waisenhaus, dem die Bemühungen des Gespanns zugute kommen.
Der Kampf für die Selbstständigkeit eines afrikanischen Eingeborenendorfes und die Befreiung für den Transport nach Kanada vorgesehener Steppentiere bildet den zentralen Gegenstand des Nachfolgers Das Krokodil und sein Nilpferd, der zu den finanziell einträglichsten Produktionen des Duos zählt. Am Ende des Films landen die Gangster im Wasser und die Freunde "Kroko" Slim (Hill) und "Nilpferd" Tom (Spencer) brechen zu einer Schiffsreise in Richtung Malediven auf.
In abenteuerliche Gewässer verschlägt es die beiden auch in Zwei Asse trumpfen auf, als sie als Schiffbrüchige auf einer abgeschiedenen Insel landen und dort für allerhand Tumult sorgen. Ihre Wege kreuzen sich diesmal mit einer Horde plündernder Piraten, karibischen Eingeborenen sowie einem alten japanischen Soldaten (John Fujoka), der sich noch immer im Zweiten Weltkrieg wähnt.
Mit ihrem dreizehnten Film, Zwei bärenstarke Typen aus dem Jahr 1983 parodieren Spencer und Hill mit gagreicher Zielsicherheit den Mythos populärer Agentenfilme à la James Bond: Die beiden falschen Geheimagenten Mason und Steinberg alias Doug O'Riordan (Spencer) und Roscoe Fraker (Hill) retten die Welt vor den apokalyptischen Visionen des irren Wissenschaftlers K1 (Buffy Dee), der mit Hilfe der selbst entwickelten K-Bombe alle Zahlen aus den Gehirnen der Menschheit wegzutilgen beabsichtigt. Im Laufe ihrer unfreiwilligen Ermittlungen treffen sie auf alle gnadenlos ausgeweideten Stereotypen des klassischen 007-Genres. Egal ob laut jaulende Nahkampf-Chinesen, abreißfestes Toilettenpapier der Marke Q oder fliegende Toilettenhäuschen: Kein Klischee wird ausgelassen und der Showdown am Ende bildet den krönenden Abschluss eines sehr unterhaltsamen Films.
1984 kommt Vier Fäuste gegen Rio heraus - und in diesem Film wird den Fans ein Bonbon der besonderen Art dargeboten: Bud Spencer und Terence Hill in einer Doppelrolle. Einerseits spielen sie die schöngeistigen und hyper-dekadenten Millionäre Bastiano (Hill) und Antonio (Spencer) Coimbra, die aus Angst um ihr Leben andererseits die beiden Doppelgänger Elliot Vance und Greg Wonder engagieren. Letztere decken schon bald zielsicher und schlagkräftig wie immer die Verschwörung von Rios Unterweltbossen gegen die beiden reichen Vettern rückstandslos auf und sichern sich so eine zusätzliche Prämie.
Den Schlusspunkt der langen Reihe von Spencer/Hill-Produktionen bildet schließlich die US-amerikanisch-italienische Koproduktion Die Miami-Cops aus dem Jahr 1985. Noch einmal kämpfen die beiden Helden für die gute Sache und gegen das organisierte Verbrechen. Aus Loyalität zu ihrem früheren Chef und Ausbilder Chief Tanney (Chief C. B. Seay) tun sich die Ex-Polizeikollegen Doug Bennett (Hill) und Steve Forrest (Spencer) zusammen, um den skrupellosen Gangster Ralph Duran (Ken Ceresne) das Handwerk zu legen. Dieser ist mittlerweile unter neuer Identität zu einem der einflussreichsten Männer der Stadt avanciert und hat dabei nach und nach sämtliche Komplizen aus seinem früheren Leben beseitigen lassen. Der Film endet mit einer denkwürdigen und für Fans im Rückblick sicherlich bitterlich wehmutsvollen Szene, in der - untermalt von dem leise einsetzenden Soundtrack - nochmals das große Anliegen des nun abtretenden Gespanns festgehalten wird: "Was tun man nicht alles für einen Freund - meistens zuwenig…"
Dann wird es still, sehr still. Zwar drehen sowohl Bud Spencer als auch Terence Hill weiterhin noch Filme, doch an ein weiteres gemeinsames Projekt scheint vorerst niemand zu denken. Zehn lange Jahre bleibt das so - bis 1995. Dann erfüllt sich die schon fast aufgegebene Hoffnung: Die Troublemaker erscheint, das mittlerweile siebzehnte gemeinsame Projekt, über fünfundzwanzig Jahre nachdem man das erste Mal gemeinsam vor der Kamera gestanden hatte. Terence Hill übernimmt diesmal selbst die Regie, sein Sohn Jess schreibt das Drehbuch, die Produktion übernehmen Matthias Wendlandt und Spencer-Sohn Giuseppe Pedersoli. Der Film markiert die Rückkehr zum Western - zu einem Genre, das zu Beginn der neunziger Jahre in den USA mit Filmen wie Kevin Costners Der mit dem Wolf tanzt (1990) oder Clint Eastwoods Erbarmungslos (1992) neue Erfolge feiern konnte. Die Helden waren in der Zwischenzeit älter geworden, Spencer war nunmehr fünfundsechzig, Hill fünfundfünfzig Jahre alt. Doch noch einmal gelang es, das vertraute Zusammenspiel auf die Leinwand zu zaubern - gemäßigter, ruhiger zwar, doch immer noch unterhaltsam und amüsant. Im Film sitzt der finale Faustschlag auf den Kopf wie eh und je; die Story ist etwas sentimentaler als gewohnt, doch alles in allem gibt das Duo eine gelungene Abschiedsvorstellung.

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Filmische Standardelemente
Betrachtet und vergleicht man sich die Spencer/Hill-Filme einmal genauer, so lassen sich leicht einige typische, immer wiederkehrende Elemente und Versatzstücke ausmachen, die im Folgenden kurz skizziert werden sollen. Neben den obligatorischen Prügeleien und den flapsigen Comedy-Sprüchen Rainer Brandts verdienen vor allem die folgenden Standards Beachtung:

Asse und Joker
Populär ist das szenische Versatzstück des Kartenspiels oder genauer: der Pokerrunde. Es findet sich bereits in den frühen Western (zum Beispiel in Vier Fäuste für ein Halleluja), ebenso in den Abenteuerfilmen der späten siebziger Jahre (zum Beispiel in Das Krokodil und sein Nilpferd) und auch in Die Troublemaker. Terence Hill ist der verwegene Spielertyp im Duo, der wagemutige Draufgänger, der sein Glück Mal um Mal herausfordert und dem es ebenso oft auch hold bleibt. Durch seine Pokerkunst - als solche wird in hohem Maße durch die Regie stilisiert - profiliert sich Hill als gewitzter Held, der die Kontrahenten schließlich mit ihren eigenen Waffen schlägt. Gegen seine famosen Fähigkeiten ist wahrlich kein Kraut gewachsen. Denn: "Schon der Junge saß im Garten, spielte mit der Mutter Karten" (Zitat aus "Zwei sind nicht zu bremsen).

Bohnen und Speck
In jedem Spencer/Hill-Film wird geschlemmt, und das nicht zu knapp. Es wird gegessen und getrunken - oder vielmehr: gefressen und gesoffen, was das Zeug hält12. Die Szene des Gelages bildet stets einen der Höhepunkte der Filme. Freilich werden hierbei sämtliche Tischmanieren in eklatanter Weise ins Gegenteil verkehrt. Es wird gerülpst (Zitat: "Alles raus, was keine Miete zahlt!"), ausgespuckt, mit vollem Mund geredet, mit den Händen zugepackt, die Tischdecken werden ruiniert, alle möglichen Lebensmittel zusammengemischt, Getränke verschüttet usw. usf. Daneben werden aber auch in Anbetracht unbekannter kulinarischer Delikatessen einige der denkwürdigsten Sprüche zum Besten gegeben, zum Beispiel - im Falle von Kaviar - "Das Zeug kenn' ich, das wächst an irgend so 'nem Steppenstrauch…" oder: "Fett verstopft die Klumbozytzien…" sowie "Mit so 'nem Plenom hab' ich auch schon mal zu tun gehabt - aber auf Krankenschein!" Das lukullische Chaos setzt sich auf verbale Ebene fort - oder, um es mit Salud (Spencer) aus Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle zu sagen: "Dieser Mr. Ears geht mir gewaltig gegen den Solarcomplex."

Mormonen und Mönche
Ein weiteres wiederkehrendes Element, das sich wie ein roter Faden durch alle Spencer/Hill-Filme zieht, ist das der bedrohten religiösen Randgruppe. Beim Publikumserfolg Die rechte und die linke Hand des Teufels steht so zum Beispiel die Verteidigung einer friedliebenden Mormonensiedlung gegen die gewalttätigen Übergriffe eines gewissenlosen Majors im Zentrum der Story. Ein Jahr später ist es ein christlicher Orden in Tascosa, den Spencer und Hill in Vier Fäuste für ein Halleluja von geldgierigen Waffenhändlern befreien - und abermals drei Jahre später schlüpfen die beiden in Zwei Missionare gar selbst in die Roben zweier Geistlicher. Die Troublemaker von 1995 schließlich ist ein religiös durchdrungener Film, der sich bemüht, den Weihnachtsgedanken filmisch umzusetzen. Die katholische Prägung der italienisch dominierten Produktionen bleibt spürbar.

12 - In einem äußert aufschlussreichen Artikel erklärt Filmjournalist Nikolaj Nikitin die auffälligen lukullischen Exzesse Spencers und Hills mit der dezidiert katholischen Prägung ihrer Filme (Nikitin, Nikolaj: Iß die Bohne! Protestantische Askese gegen katholische Völlerei oder die Essgewohnheiten der Herren Spencer und Hill. In; Studienkreis Film (Hg.): Um sie weht der Hauch des Todes. Der Italowestern - die Geschichte eines Genres. Essays, Interviews und Register. Bochum 21999. S. 59-63).
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Die Soloprojekte
Obwohl sich 1970/71 mit den beiden Barboni-Westernkomödien gezeigt hatte, dass man mit dem neuen Tandem-Konzept auf eine Goldader gestoßen war, versuchten sich beide Stars auch weiterhin in mehreren Soloprojekten.

Bud Spencer
Nach mehreren kleineren und Kleinst-Rollen erhielt Bud Spencer seit dem wegweisenden Erfolg von Vier Fäuste für ein Halleluja auch zunehmend größere Rollenangebote. Im Jahr 1973 nahm die erfolgreiche "Plattfuß"-Serie mit dem Erstling Sie nannten ihn Plattfuß ihren Anfang. Spencer spielte darin den schlagkräftigen neapolitanischen Kommissar Rizzo, der in zahlreiche exotische Abenteuer gerät. Es folgten die Sequels Plattfuß räumt auf (1975), Plattfuß in Afrika (1978) und Plattfuß am Nil (1980). Die Rolle des italienischen Drogenfahnders wird Spencer im Nachhinein als seine liebste bezeichnen. Auffällig ist besonders die starke Einbindung von Kindern in die Serie, die Spencer dann auch in vielen seiner weiteren Projekte beibehielt13. Charakteristische Filme aus dieser Zeit sind des weiteren Hector, der Ritter ohne Furcht und Tadel (1976), ein eigenwilliges Hochlied auf die italienische Nation, ferner die ähnlich konzipierten Sportkomödien Sie nannten ihn Mücke (1978) und Bomber (1982), die Science-Fiction-Streifen Der Große mit dem außerirdischen Kleinen (1979) und Buddy haut den Lukas (1980) sowie der Western Eine Faust geht nach Westen (1981)14 und die Komödie Banana Joe (1982). Bei letztgenanntem Film fungierte Bud Spencer alias Carlo Pedersoli erstmals auch offiziell als Drehbuch-Autor. Nach Aladin (1986), seiner erster Hollywoodproduktion, wechselte Spencer erstmals über ins Fernsehen und drehte die Krimiserie Jack Clementi – Anruf genügt (1988).
Der Versuch eines Kino-Comebacks schlug 1991 mit Wenn man vom Teufel spricht… fehl und so übernahm Bud Spencer in den neunziger Jahren schließlich die Hauptrolle als beleibter Privatdetektiv Jack "Extralarge" Costello in der Fernsehserie Zwei Supertypen in Miami (1991/1993). Wenige Jahre später folgte nochmals eine mehrteilige Mini-TV-Serie mit dem bezeichnenden Titel Zwei Engel mit vier Fäusten (1997). In beiden Projekten war sein Partner Phillip Michael Thomas, der in den achtziger Jahren durch die amerikanische Kultserie Miami Vice Popularität erlangt hatte. In der zweiten Staffel der "Extralarge"-Serie wurde Thomas indes durch den wesentlich klamaukigeren Michael Winslow ersetzt, der einem breiten Publikum insbesondere durch seine Rolle als gewitzter Geräuschimitator Sgt. Jones in den Police Acadamy-Filmen bekannt geworden war. Nach 1997 gingen Spencers Fäuste dann endlich in den wohlverdienten Ruhestand. Im Alter wagte sich der schwergewichtige Schauspieler noch einmal auf ungewohntes Terrain und übernahm neben kurzen Gastauftritten auch hin und weder die ein oder andere dramatische Rolle, zum Beispiel in Ermanno Olmis Singing behind the Screens (2003)15. Im Jahr 2009 kehrte mit einem Nebenrollen-Auftritt in Sebastian Niemanns Screwball-Komödie Mord ist mein Geschäft, Liebling nach langjähriger Kino-Abstinenz auf die deutschen Leinwände zurück.

Terence Hill
Nach der Western-Trilogie Giuseppe Colizzis war Terence Hill bis zu Beginn der siebziger Jahre noch in einigen weiteren Rächer-Rollen zu sehen (zum Beispiel in Django und die Bande der Gehenkten, 1968, und Der Teufel kennt kein Halleluja, 1971). Seinen wohl gehaltvollsten Part spielte er 1973 in der nachdenklichen stimmenden Westernparodie Mein Name ist Nobody an der Seite des alternden Revolverhelden Henry Fonda. Der Film geht auf eine Idee von Sergio Leone zurück, der mit seiner "Dollar"-Trilogie (Für eine Handvoll Dollar, 1964, Für ein paar Dollar mehr, 1965, Zwei glorreiche Halunken, 1966) den Italowestern begründete, um 1969 dann mit Spiel mir das Lied vom Tod dessen Meisterwerk zu inszenieren. 1975 erschien Nobody ist der Größte, ein Film, der im italienischen Original nichts mit dem Vorgänger gemein hat, in Deutschland jedoch als dessen Fortsetzungsgeschichte umsynchronisiert in die Kinos kam. Der von Hill gespielte Protagonist des Films trägt im Original den Namen Joe Thanks16. Ansonsten war Terence Hill in den siebziger Jahren neben parodistischen Western (zum Beispiel Verflucht, verdammt und Halleluja, 1972) auch in zwei vergleichsweise hoch budgetierten Hollywoodproduktionen (Mr. Billion und Marschier oder stirb, 1977) zu sehen.
In den achtziger Jahren kamen einige klamaukige, zum Teil auch misslungene Streifen mit ihm in die Kinos, unter anderem Der Supercop (1980), der als Tiefpunkt im Schaffen von Regisseur Sergio Corbucci gilt, das Fernandel-Remake Keiner haut wie Don Camillo (1984) - Hill widmete diese seine erste Regiearbeit seinem Förderer Giuseppe Colizzi - und Renegade (1987), in dem er neben seinem Adoptivsohn Ross eine der Hauptrollen übernahm. Nach dessen tragischen frühen Unfalltod verfilmte Hill in den neunziger Jahren die populären "Lucky Luke"-Comics und spielte in der gleichnamigen Reihe persönlich den legendären Cowboy-Helden. Der Rolle seines Lebens als prügelnder Sonnyboy blieb Hill auch in fortgeschrittenem Alter weiterhin treu, so zum Beispiel als Cop und Computerexperte Skims in der Actionkomödie Virtual Weapon (1997), bevor er nach der Jahrtausendwende mit großem Erfolg als kriminalistisch begabter Pfarrer Don Matteo (2000-2009) auf die italienischen Fernsehbildschirme überwechselte.

13 - "Ich will mit diesen Filmen ein wenig erzieherisch sein", erklärte der Schauspieler wiederholt, vor allem auch mit Bezug auf seine "Plattfuß"-Rolle. "Vor allem will ich mein jugendliches Publikum vor den Gefahren des Rauschgiftes und dessen Genuss warnen" (Manthey, D. [Hg.]: a. a. O. S. 49).
14 - In seinem "Western-Lexikon" vermerkt Joe Hembus zu "Eine Faust geht nach Westen": "Eine würdevolle Abschiedsvorstellung vom Western für die eine Hälfte des beliebtesten Komikerpaares der siebziger Jahre. Leider verabschiedet sich hier die falsche Hälfte, da die Figuren von Bud Spencer viel ehrenvoller altern als die von Terence Hill, dessen ewige Jugend auf die Dauer ein bisschen makaber wirkt" (Hembus, J.: a. a. O. S. 163).
15 - In einem Interview auf der Berlinale 2004 erklärte Spencer, "Singing behind the Screens" sei der erste Film mit dem Schauspieler "Carlo Pedersoli". Es läge in den Händen des Publikums, so der Schauspieler weiter, zu entscheiden, ob dieser sich gegen die Rollenfigur Bud Spencer längerfristig durchsetzen könne. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Mime stets erklärt, sicht als Schauspieler, sondern als Typen zu verstehen, der immer die gleiche Art von Rolle spiele.
16 - Regisseur Damiano Damiani und sein Team hatten bei der Produktion des Streifens mit zahlreichen logistischen Problemen zu kämpfen. Nach Drehschluss wurde beispielsweise die Hauptkopie des Films gestohlen, so dass die Zuschauer sich mit der deutlich schlechteren Qualität eines Duplikats zufrieden geben mussten. Dieser Umstand führte dazu, dass "Nobody ist der Größte" nur in sehr begrenztem Maße zur Kinoauswertung freigegeben wurde und somit nicht an den großen finanziellen Erfolg des ersten "Nobody"-Films heranzureichen vermochte, obgleich neben dem Hauptdarsteller auch Produzent (Sergio Leone) und Soundtrack-Komponist (Ennio Morricone) identisch waren.
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Was bleibt? – Eine Bilanz
Schaut man sich die zuvor skizzierte Palette an, so ist man geneigt, dem schon eingangs aufgeführten Terence-Hill-Zitat (alias Roscoe Fraker in Zwei bärenstarke Typen) zuzustimmen: "Ohne meinen Partner bin ich auch nur halb so gut…" Denn fest steht: An die Erfolge ihrer Gemeinschaftsprojekte konnten sowohl Bud Spencer als auch Terence Hill mit ihren Soloauftritten nicht vollends anknüpfen. Auch dann nicht, als man ihnen zuletzt in Rückbesinnung auf frühere Tage einen Partner zur Seite stellte, mit dem sie interagieren konnten. Das alte Flair ließ sich nicht kopieren - auch aufgrund der Tatsache, dass Akteure und Filmteam bei den klassischen Spencer/Hill-Komödien oft identisch waren, man als Zuschauer also auch unter den Bösewichten und sonstigen Nebendarstellern jedes Mal bekannte Gesichter wieder entdeckte (Riccardo Pizzuti, David Huddleston, Buffy Dee, Harold Bergman und viele andere mehr).
Festzustellen bleibt: Bud Spencer und Terence Hill haben dem Publikum in der Zeit der Massenkonsums- und Informationsgesellschaft den Hauch des Familiären, des Freundschaftlich- Vertrauten erhalten - oder: ihn gar auf die Leinwand zurück gebracht. Dieser Verdienst ist wahrlich unbezahlbar - und mit keinem Oscar aufzuwiegen. "Sie sind eben gute Freunde gewesen…" Mit diesen Worten erzählt der alte Einsiedler Matto (Cyril Cusack) in Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle dem Buschhändler Salud seine Geschichte von den Vorkommnissen bei einer Edelsteinmine. Und Salud, bereits halb im Dämmerschlaf, murmelt nur schlicht: "Ja, so was gibt's…" In den Filmen Spencers und Hills wird die interpersonale Beziehung wieder auf das Allgemein-Menschliche reduziert. Hier kämpfen zwei gegen den Rest der Welt - und ihre einzigartige Stärke liegt eben in nichts anderem als schlicht in der Tatsache, dass sie zu zweit sind. Ein Blick auf die stets ähnlich klingenden deutschen Verleihtitel ihrer Filme reicht hier als Beleg völlig aus.
In Summa bleibt zu sagen: Mag auch die große Spencer/Hill-Zeit im Kino vorbei sein: Auf dem Bildschirm haben beide Unsterblichkeit erlangt - und das allein dadurch, dass sie den Menschen mit ihrer Unkompliziertheit, ihrer inneren Ruhe und Ausgelassenheit, schlichtweg: mit ihrer unnachahmlichen Liebe zum Leben Freudenstrahlen ins Gesicht gemalt haben. Auch noch in der zehnten Wiederholung. 2009, im Jahr ihres siebzigsten und achtzigsten Geburtstages ist die Zahl der Fans von Bud Spencer und Terence Hill so groß wie eh und je. Die Innigkeit, mit der sie inzwischen als Ikonen gefeiert werden, ist beispiellos, wie ein Blick auf die Userkommentare der im Internet-Portal Youtube abrufbaren Spencer/Hill-Clips eindrucksvoll belegt: In einer nicht enden wollenden Liste häufen sich die Dank-Bekundungen zu Tausenden und fast hat man den Eindruck, als ginge es nicht um zwei Schauspieler, die hier gefeiert werden, sondern um uralte Freunde, liebgewonnene Weggefährten oder Familienangehörige: "Ich werde Bud Spencer und Terence Hill nie vergessen, das waren einfach die besten", heißt es in einem Beitrag, die Rede ist von "Kult-Schauspielern" und "Legenden" , deren Filme "für die Ewigkeit" bestimmt seien. Und manchmal verschlägt es dem interessierten Leser auch schlichtweg den Atem: "Ich will nur sagen", schreibt ein unendlich liebenswerter Fan unter dem Nickname ledaf41, "dass Bud und Terence für mich die beiden besten Menschen auf der Welt sind."
Was bleibt einem da noch hinzuzufügen außer einem riesengroßen, aus tiefstem Herzen kommenden Dankeschön.

Duo-Filmographie Bud Spencer & Terence Hill
1. DIO PERDONA… IO NO! (GOTT VERGIBT… DJANGO NIE!, IT / SPA 1967, R: Giuseppe Colizzi), 2. I QUATTRO DELL'AVE MARIA (VIER FÜR EIN AVE MARIA, IT 1968, R: Giuseppe Colizzi), 3. LA COLLINA DEGLI STIVALI (HÜGEL DER BLUTIGEN STIEFEL, IT 1969, R: Giuseppe Colizzi), 4. LO CHIAMAVANO TRINITÀ (DIE RECHTE UND DIE LINKE HAND DES TEUFELS, IT 1970, R: Enzo Barboni), 5. CONTINUAVANO A CHIAMARLO TRINITÀ (VIER FÄUSTE FÜR EIN HALLELUJA, IT 1971, R: Enzo Barboni), 6. IL CORSARO NERO (FREIBEUTER DER MEERE, IT / SPA 1971, R: Lorenzo Gicca Palli), 7. …PIÙ FORTE RAGAZZI! (ZWEI HIMMELHUNDE AUF DEM WEG ZUR HÖLLE, IT 1972, R: Giuseppe Colizzi), 8. …ALTRIMENTI CI ARRABBIAMO (ZWEI WIE PECH UND SCHWEFEL, IT / SPA 1974, R: Marcello Fondato), 9. PORGI L'ALTRA GUANCIA (ZWEI MISSIONARE, IT / SPA / FR 1974, R: Franco Rossi), 10. I DUE SUPERPIEDI QUASI PIATTI (ZWEI AUßER RAND UND BAND, IT 1977, R: Enzo Barboni), 11. PARI E DISPARI (ZWEI SIND NICHT ZU BREMSEN, IT 1978, R: Sergio Corbucci), 12. IO STO CON GLI IPPOPOTAMI (DAS KROKODIL UND SEIN NILPFERD, IT 1979, R: Italo Zingarelli), 13. CHI TROVA UN AMICO, TROVA UN TESORO (ZWEI ASSE TRUMPFEN AUF, IT / USA 1981, R: Sergio Corbucci), 14. NATI CON LA CAMICIA (ZWEI BÄRENSTARKE TYPEN, IT / USA 1983, R: Enzo Barboni), 15. NON C'È DUE SENZA QUATTRO (VIER FÄUSTE GEGEN RIO, IT / USA 1984, R: Enzo Barboni), 16. MIAMI SUPERCOPS: I POLIZIOTTI DELL'8A STRADA (DIE MIAMI COPS, IT / USA 1985, R: Bruno Corbucci), 17. DIE TROUBLEMAKER (BRD 1995, R: Terence Hill)
Anmerkung:
Dieser Text ist meinem alten Freund Andreas, dem Dude, gewidmet, mit dem ich mir so manchen Spencer/Hill-Film zu Gemüte geführt habe. „Mein Papa hat immer gesagt: Wenn Du einen Freund hast, dem Du trauen kannst, dann trau’ ihm nicht. Wenn Du einem Freund blind vertrauen kannst – dann Vorsicht, ähm… Ich meine: Wenn Du einen blinden Freund hast… Na ja – ist ja auch egal. Jedenfalls hatte sich das Papa so ausgeknobelt…“
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